“Hilfe und Gewalt ergeben ein Ganzes, und das Ganze muss verändert werden.”
Berührung und Behinderung
Oft fehlt Menschen mit Behinderung liebevolle Berührung von Geburt an
Menschen mit Behinderung fehlt liebevolle Berührung oft von Geburt an. Dieses Abwerten von allem Körperlichen und Sexuellen kann von Verwirrung über (Auto)Aggression bis hin zur Depression führen. Statt wirklich zu unterstützen, werden oft nur Medikamente verabreicht.
Menschen mit einer angeborenen Körperbehinderung wird Sexualität oft abgesprochen: Ihr Körper wird als zu wenig attraktiv eingestuft. Er wird häufig nur im Zusammenhang mit Operationen und Therapien wahrgenommen; viele Menschen sind durch das lieb- und distanzlose Hantieren mit ihrem Körper durch medizinisches Fachpersonal auch traumatisiert. Für Frauen und Männer mit körperlicher Behinderung kann sexuell absichtslose Berührung eine Möglichkeit sein, die individuelle Schönheit ihres Körpers spürbar zu machen und ihre sexuelle Identität zu stärken.
Menschen mit einer geistigen Behinderung werden körperlich erwachsen, bleiben geistig aber auf einer mehr oder weniger kindlichen Entwicklungsstufe stehen. Sie werden von Bezugspersonen oft nicht als erwachsene, sexuelle Wesen wahrgenommen, sondern lebenslang wie Kinder behandelt. Dieses Abwerten von allem Sexuellen kann von Verwirrung und Gespaltensein (über das was sie ja auch fühlen) über (Auto)Aggression bis hin zur Depression führen. Sexuell absichtslose Berührung ist für Frauen und Männern mit geistiger Behinderung oft die einzige Möglichkeit, ihren Körper überhaupt zu begreifen, oder das was sie an Aufklärung gehört haben, auf sich selber zu übertragen.
Für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist es oft ein Schlüsselerlebnis, für Momente in die Entspannung und Stille zu tauchen und dort gehalten zu sein. Menschen, die eine Behinderung durch Unfall oder Krankheit haben, ermöglicht Berührung ein Neuentdecken ihres Körpers und der Sexualität.
Du möchtest eine Profi für Geschlechtsverkehr buchen?
Ich kann deinen Wunsch verstehen: Vielleicht fällt es dir aus körperlichen Gründen schwer, selbst Intimität herzustellen, vielleicht hast du liebevolle Berührung als Kind vermisst, vielleicht weil Bilder von Behinderung und Sexualität in unserer Gesellschaft so gut wie gar nicht existieren. Regelmäßiger Konsum von Internetpornografie kann zusätzlich abstumpfen. All das nimmt uns die Fähigkeit, Intimität – Kontakt mit allen Gefühlen – herzustellen. Das Außen ist oft nur das Resultat des Innen.
Das biete ich nicht an
In Österreich bot lange Zeit Libida (www.libida-sexualbegleitung.at) vertrauliche Hilfe bei der Umsetzung dieses Wunsches an. Leider wurde das Projekt 2018 politisch unterbunden.
Intimität neu erfahren
Als spannenden Gesprächspartner zum Thema Sexualität und Behinderung empfehle ich den Psychologen Dr. Gregor Fraberger, 1973 ohne Arme und Beine geboren, verheiratet und Vater von 4 Kindern. Er arbeitet in freier Praxis als Psychotherapeut in Wien und hat zahlreiche Bücher publiziert.
Fraberger’s Bücher empfehle ich allen Menschen, die sich mit Nähe und Intimität schwer tun, weil es in ihrer Herkunftsfamilie keine Vorbilder für positive männliche und/oder weibliche Kraft gab. Gregor Fraberger schreibt, dass Mannsein nichts mit dem Körper zu tun hat: Ohne Arme und Beine, verheiratet, 4 Kinder, muss er es wissen. Seine Bücher enthalten spannende Gedanken für uns alle.
Feedback:
“Mir hat unsere Stunde sehr gut getan. Als ich raus bin, hatte ich das Gefühl, als wäre irgendwas in bzw. um meinem Körper freier geworden, als hätte sich etwas lösen können. So freue ich mich schon wieder auf den Raum, auf dich und bin neugierig, was mir mein Körper sagt! Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, dass mein Körper im Mittelpunkt steht, nicht der Verstand.”
(Ronja, Sekretärin, 42 J.)
“Es gibt viele Menschen, die meinen: ‚Für ein bisschen Berührung zahle ich doch nicht so viel Geld’, oder: ‚Dadurch mache ich mich als Behinderter nur abhängig.’ Ich sehe das anders: Deine Berührung bedeutet Entwicklung zu mir selbst, zu meinen Möglichkeiten und zu dem, was ich vorher noch nicht spürte. Aufgrund meiner Körperbehinderung bekam ich bestimmte Denkmuster eingeprägt. Einen Teil davon darf ich übernehmen, den anderen ändern. So kam ich zu dir. Du hast mich auf der einen Seite gefordert, auf der anderen Seite gefördert, mir die volle Gefühlspalette vor Augen geführt, mich an meinen persönlichen Abgrund geführt und sicher wieder raufgeholt, zum Weinen und Lachen gebracht. Mit deiner Hilfe kann ich hinter Mauern schauen, die ich zu meinem Schutz aufgebaut habe. Du hast mir geholfen, mein Innerstes nach Außen zu kehren, mich mit mir zu versöhnen und weiter zu wachsen.”
(Reinhard, Webmaster, 43 J.)
Kontakt
Institut ATMA – Sensibilisierung von Körper und Seele
Mag. Atma Pöschl
Hütteldorferstrasse 329/2/4
A-1140 Wien
UID: ATU 65403556
Mail: info (at) institut-atma.at
Web: www.institut-atma.at